Samsung Galaxy A55 im Test: Viel Aluminium und zu wenig Kamera (2024)

Neues Spitzenmodell der A-Serie

8.5.2024 von Andreas Seeger

Das neue Top-Modell der A-Serie ist das Galaxy A55. Der massive Aluminiumrahmen macht das Mittelklasse-Smartphone zu einem Hingucker. Überzeugen die inneren Werte genauso? connect hat den Test gemacht.

ca. 6:20 Min

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Testbericht

Preise und Marktüberblick

Das Galaxy A55 ist für 479 Euro mit 8/128 GB oder für 529 Euro mit 8/256 GB erhältlich. Für den Test hat uns Samsung die 128-GB-Variante zur Verfügung gestellt. Für einen ähnlichen Preis (475 Euro) bekommt man das kompakte 2022/2023er Top-Modell von Google, das Pixel 7, dessen Display mit 6,3 Zoll allerdings viel kleiner ist (419 Punkte im connect-Test).

Wer noch etwas mehr drauflegt (520 Euro), trägt das Samsung Galaxy S23 FE in der Tasche, das mit einem besseren Prozessor und einem besseren Kamerasystem ausgestattet ist (414 Punkte im connect-Test). Auch die Angebote von Xiaomi sind einen Blick wert: Das Xiaomi 13T gibt es für 500 Euro (430 Punkte im connect-Test), das Poco F5 Pro für 520 Euro.

Design: Aluminium in Massivbauweise

Das herausstechende Merkmal des 6,6-Zöllers ist der auf Hochglanz gebürstete Aluminiumrahmen, der die Gehäuseseiten vollständig ausfüllt. Der 8 Millimeter breite Rahmen vermittelt eine hohe Stabilität und fühlt sich sehr hochwertig an. Das ist ein großer Unterschied zum günstigeren Schwestermodell Galaxy A35 (382 Punkte im connect-Test), bei dem Samsung Kunststoff statt Metall verwendet.

Die ausgeprägten Kanten sind allerdings wenig ergonomisch, in einigen Tests wird kritisiert, dass das A55 zu scharfkantig in der Hand liegt. Wir empfinden die Kanten zwar als ausgeprägt, nicht aber als störend und wollen das an dieser Stelle nicht überbewerten. Man sollte das Phone vor dem Kauf aber auf jeden Fall live ausprobieren - es liegt anders in der Hand als vergleichbare Geräte.

In Verbindung mit der Glasrückseite und der exzellenten Verarbeitung macht das Galaxy A55 haptisch alles richtig, die Anfassqualität hat Oberklasse-Niveau. Dazu passt auch die IP67-Zertifizierung, die das Phone begrenzt wasserfest macht. Auf den Boden der Tatsachen zurück holt einen aber der breite schwarze Rahmen um das Display, der noch dazu unsymmetrisch ist. Das sieht altbacken aus und passt nicht zum Preis, andere Hersteller bauen enger an der Kante.

Display ohne Wow-Effekt

Im Vergleich mit dem Vorgänger Galaxy A54 (389 Punkte im connect-Test) ist das Display beim Galaxy A55 von 6,4 Zoll auf 6,6 Zoll gewachsen. Laut Samsung ist das die beliebteste Größe in der Preisklasse. Die Größe, die Auflösung und die Bildwiederholrate von 120 Hertz entsprechen dem Schwestermodell Galaxy A35 und unsere Messungen lassen darauf schließen, dass Samsung für beide Modelle identische Panels verwendet.

Leuchtkraft, Kontrastausbeute und die Blickwinkelstabilität sind fast 1:1 mit dem A35 identisch. Das bedeutet: Mehr als Durchschnitt bekommt man hier nicht. Der Boost kann dagegen vollauf überzeugen, in der Sonne dreht das A55 fast so stark auf wie ein Top-Smartphone. Auch im Freien kann man den Displayinhalt noch gut sehen.

Performance nur durchschnittlich

Unter dem Display setzt Samsung wieder verstärkt auf die eigenen Fertigungskapazitäten. Denn wie das A35 (Exynos 1380) wird auch das A55 von Samsungs Prozessorsparte ausgerüstet: Der Exynos 1480 ist ein moderner Mittelklasse-Prozessor, der wie die Top-Serie Exynos 2400 (Galaxy S24 und S24+) mit 4 Nanometer Strukturbreite gefertigt wird.

Die Performance hat aber nicht viel mit der S-Serie gemeinsam. Gegenüber dem 1380er fallen die Steigerungen nur moderat aus, für unseren Geschmack ist das zu wenig in dieser Preisklasse. Für das Galaxy A55 spricht aber, dass das System sehr gut auf die Hardware abgestimmt ist, die Benutzeroberfläche reagiert schnell auf Eingaben, da ruckelt nichts. Bei anspruchsvollen Games ist aber der Leistungsunterschied zu Top-Smartphones und zu Mittelklasse-Smartphones wie Xiaomis 13T (MediaTek Dimensity 8200 Ultra) spürbar.

Samsung Galaxy A55 technische Daten

• Preis und Speicher: 479 Euro mit 8/128 GB, 529 Euro mit 8/256 GB
• Größe und Gewicht: 161 x 77 x 8 mm, 213 Gramm
• Farben: Iceblue, Navy (schwarzblau), Lilac (Lila), Lemon
• Display: 6,6 Zoll OLED mit 2.340 x 1.080 Pixel, 120 Hertz
• Kamerasystem: 12 MP Ultraweitwinkel (F2.2) + 50 MP Weitwinkel (OIS, F1.8) + Makrokamera 5 MP
• Frontkamera mit 32 MP, F2.2
• Chipsatz: Samsung Exynos 1480 mit bis zu 2,75 GHz
• microSD oder zweite SIM-Karte, eSIM
• Connectivity: 5G, WiFi 6, Bluetooth 5.1
• System: Samsung One UI 6.1 mit Android 14
• Akku: 5.000 mAh, 25 Watt Aufladen (kein Netzteil)
• Besonderheiten: IP67, Stereosound, 4 Android Updates, 5 Jahre Sicherheitspatches

Klassentypische Connectivity

Die Connectivity liefert ebenfalls keine positiven Überraschungen, bis auf eine: Das Galaxy A55 unterstützt eSIM und hat Einschübe für zwei Nano-SIM-Karten, wer zwei SIM-Karten nutzt, hat also die maximale Wahlfreiheit. Davon abgesehen werden mit WiFi 6, Bluetooth 5.3 und USB-C mit 2.0-Standard die grundlegenden Anforderungen in dieser Preisklasse erfüllt. Qualcomm AptX ist dabei, allerdings ohne HD, hochauflösender Bluetooth-Sound wird per LDAC und SSC übertragen.

Der WiFi-Empfang ist analog zum A34 relativ langsam. Unser Testlab bescheinigt den WiFi-Antennen einen mäßigen Empfang mit 527 MBit/s im gemittelten Download, mit zunehmender Entfernung zum Router sackt der Durchsatz auf 147 MBit/s ab.

Kamerasystem: Kaum Unterschiede zum günstigeren A35

Eine Hauptkamera mit 50 Megapixel bildet sowohl beim A55 als auch beim A35 das Herzstück des Kamerasystems, die Brennweiten sind bei beiden Phones optisch stabilisiert. Flankiert werden sie von einem Ultraweitwinkel und einem Makro-Objektiv.

Das Ultraweitwinkel ist beim A55 von einer höheren Güteklasse, wenn man die technischen Eckdaten betrachtet, es handelt sich um einen 12-Megapixel-Sensor, beim A35 sind 8 Megapixel das Maximum. Wie allerdings unsere Messungen zeigen, kann das A55 die höhere Auflösung nicht in eine bessere Qualität ummünzen, im Gegenteil. Das ist eine kleine Überraschung und vor allem eine Enttäuschung, denn auf diesem Preisniveau ist das zu wenig.

Wenn man mal vom Hauptsensor absieht, der beim A55 einen Tick besser ist, unterscheiden sich die Kamerasysteme nicht - wegen der Kamera muss man sich das A55 also nicht kaufen. Das A35 kostet 100 Euro weniger und liefert praktisch die gleiche Bildqualität.

5 Jahre Updates: Die Software macht den Unterschied

So langsam wird deutlich, dass Samsung technisch nur wenige Kaufargumente liefert, die Konkurrenz aus China liefert mehr (Kamera) fürs Geld. Aber bei der Software ist Korea meilenweit voraus.

Auf dem A55 läuft Samsungs Benutzeroberfläche One UI 6.1 auf Basis von Android 14, die das Google-System nicht nur um sinnvolle Extras erweitert, sondern auch eine Vielzahl von Samsung-eigenen Diensten integriert: Es gibt einen eigenen Bezahldienst (Samsung Pay), eine umfangreiche Gesundheits-App (Samsung Health) und natürlich sind der Samsung-TV und der -Kühlschrank bequem per Smartphone erreichbar (Smart Things).

Aber das entscheidende Alleinstellungsmerkmal ist der lange Software-Support: Das Galaxy A55 bekommt "4+5", also vier neue Android-Generationen und fünf Jahre lang Sicherheitsupdates. Mehr geht in dieser Preisklasse kaum.

Funkeigenschaften und Akustik

Zu den Mobilfunkeigenschaften können wir nur begrenzte Aussagen treffen, da es uns im Testlab trotz vieler Versuche nicht gelungen ist, 5G über alle Bänder zu messen. Immerhin für das in Deutschland wichtige 5G-Band n78 (3,5 GHz) konnten wir Daten gewinnen, hier erreicht das A55 eine hohe Sendeleistung von 17,7 dBm. Das Top-Niveau des Schwestermodells A35 (20,2 dBm) wird allerdings nicht erreicht.

Im LTE-Netz hat das A55 dagegen die Nase vorn, weil die Antennen bei 800 MHz besser eingestellt sind, hier wird eine höhere Sendeleistung erreicht. In der Summe sind die Funkeigenschaften, soweit wir sie messen konnten, auf einem guten Niveau.

An dieser Stelle ein wichtiger Hinweis: Um trotz der fehlenden 5G-Messergebnisse eine aussagekräftige connect-Bewertung mit Punktezahl zu erhalten, haben wir die fehlenden Werte gemittelt - das ist keine wirklich zufriedenstellende Vorgehensweise, aber es ist besser als am Ende keine Gesamtpunktezahl und keine Gesamtnote zu haben.

Die Akustik ist gleichauf mit dem A35, das bedeutet: Das A55 bietet eine gut abgestimmte Geräuschunterdrückung und eine gute Sprachqualität, die in Senderichtung sogar sehr gut ist.

Akkulaufzeit wieder Spitzenklasse

Auch die Laufzeit enttäuscht nicht, die A-Serie ist ja mittlerweile bekannt für eine top Ausdauer. Und das A55 knackt wieder die 15-Stunden-Marke: Mit 15:34 Stunden in unserem genormten Laufzeittest wird sogar die exzellente Ausdauer des A35 (15:07 Stunden) übertroffen. Mit solchen Laufzeiten sind bei moderater Nutzung auch mal zwei Tage ohne Steckdose möglich - mehr kann man nicht erwarten, da bleiben keine Wünsche offen.

Beim Aufladen kann Samsung dagegen nicht überzeugen. Es wird kein Netzteil mitgeliefert und der maximale Ladedurchsatz ist auf 25 Watt beschränkt. Es dauert eine halbe Stunde bis der Akku wieder bei 50 Prozent steht und fast anderthalb Stunden, bis das Phone voll aufgeladen ist. Kabelloses Aufladen wird nicht unterstützt.

Fazit: Solide Mittelklasse mit exzellenter Haptik

Das Galaxy A55 ist ein solides Mittelklasse-Smartphone, das mit seinem massiven Aluminiumrahmen haptisch ein Ausrufezeichen setzt. Auch bei der Software trumpft Samsung auf, denn das Angebot an eigenen Apps und Diensten und der lange Software-Support von 5 Jahren ragen in dieser Preisklasse heraus. Ein Überflieger ist das Smartphone aber nicht geworden, dafür bietet vor allem das Kamerasystem zu wenig.